LESERBRIEF von Michael Jungclaus vom 03. März 2009

 

Polens Pläne zur Errichtung eines Kernkraftwerkes mit möglichen Standort Gryfino sind auch für den Kreis Märkisch–Oderland eine Katastrophe.


In nur 50 km Entfernung vom Kreis Märkisch–Oderland wird in einigen Jahren ein polnisches  Atomkraftwerk entstehen können. Die aktuellen Überlegung von polnischer Seiten zeigen deutlich, wie wichtig es auch für unseren Landkreis ist, dass Deutschland am Atomausstieg festhält. Nur durch eine entsprechende Vorbildfunktion in Zusammenspiel mit technischen Lösungen im Bereich Erneuerbarer Energien kann Deutschland diese Entwicklung verhindern. Sollte nach Italien und Schweden auch Deutschland "umkippen" wäre dies Wasser auf die Mühlen polnischer Kernkraftbefürworter. Die Aussagen des Kernphysikers Konrad Czerski sind an Zynismus nicht mehr zu überbieten. Czerski argumentierte in der MOZ vom vergangenen Freitag, da bereits enorm viel Atommüll vorhanden sei, komme es ja nun auch nicht mehr drauf an weil der vorhandenen Müll ja schließlich auch irgendwo entsorgt werden müsste. Wo, verrät er uns dabei aber nicht. Ebenfalls haarsträubend ist seine Aussage, dass die Beurteilung der Entsorgungs- und Betriebs-Risiken lediglich auf dem aktuellen Stand der Technik basiere und in Zukunft der technischen Fortschritt zwangsläufig zu wesentlich sicheren Verfahren führen wird. Dabei verdrängt er bewusst, dass die Atomforschung es in den letzten 50 Jahren nicht geschafft hat, weltweit auch nur ein einziges sicheres Endlager in Betrieb zu nehmen. Und auch die Häufigkeit von Störfällen nimmt offensichtlich nicht automatisch ab, nur weil die Zeit vergeht und Milliarden von Steuergeldern in Forschung und Bau neuer Kernkraftwerke gesteckt werden.

Leider wird aber die Angst unserer polnischer Nachbarn vor der Rohstoffabhängig genau wie hierzulande schamlos von der Atom-Lobby ausgenutzt. Obwohl Kernkraft ausschließlich zur Stromerzeugung dient, werden die Befürworter nicht müde zu suggerieren, Atomkraft mache unabhängig von Gas- und Ölimporten. Dass dies definitiv falsch ist, zeigt der Blick auf den Verwendungszweck der genannten Energieformen. Diese werden hierzulande zum weitaus größten Teil für Wärme und Mobilität genutzt. Die Nutzung Kernkraft macht aber noch nicht einmal im Stromsektor unabhängig von Importen. Auch Uran wird nicht im eigenem Land gewonnen und ist darüber hinaus ebenso endlich wie die fossilen Rohstoffe.

Die Nutzung der Atomkraft ist und bleibt eine hochriskante Technologie deren Nutzen in der Gegenwart fragwürdig ist, für deren Folge aber viele nachfolgende Generation die Haftung übernehmen müssen. Und Forschungsergebnisse zu erhöhtem Kinderkrebsrisiko in der Umgebung zu Kernkraftwerken könnten, würde Polen seine Pläne konkretisieren, dann auch bald für Brandenburger Kinder gelten. Die Entscheidung gegen Atomkraft ist keine ökonomische oder ökologische Frage - es ist eine moralische. Und weil die Beantwortung dieser Frage vor allem eine internationale Lösung erfordert, ist es wichtig, bei der Europawahl am 7. Juni die Parteien nach ihren Positionen bei diesem Thema zu bewerten. Nationale Einzelgänge wird es in Zukunft auch im Energiesektor immer weniger geben. Und wenn den Brandenburgerinnen und Brandenburgern in Märkisch–Oderland bisher ein Argument für die Beteiligung an der Europawahl gefehlt hat, sollten sie spätestens angesichts der Aussicht auf polnische Atomkraftwerke in Grenznähe die Motivation für den Gang zur Wahlurne bekommen. Bleibt nur zu hoffen, dass die polnischen Überlegungen in Deutschland nicht zu dem Gedanken verführen, was nutzt unser Atomausstieg wenn alle anderen einsteigen oder dabeibleiben. Mit solcher Argumentation könnte man nämlich gleich den ganzen Laden "Erde" dicht machen.

Mit sonnigen Grüßen
Michael Jungclaus
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molgrün 20090306

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