2. Workshop für eine gemeinsame Verkehrslösung in Neuenhagen

Bereits im Juni berichtete unser Mitglied Friedbert Loeper über den ersten Workshop im Moderationsverfahren zum Straßenverkehr in Neuenhagen. Am 06.07. hat nun der zweite Workshop stattgefunden. Friedbert Loeper. Positiv angetan war er von der Faktenbezogenheit von Präsentation und Diskussion sowie vom allgemeinen Konsens einer Verkehrsberuhigung. Unbefriedigend fand er dagegen die fehlende Ursachenforschung und Schlussfolgerungen. Und was die aktuellsten Verkehrszählungen gezeigt haben, ist eigentlich bereits seit langem bekannt: 90% des Verkehrs wird von Neuenhagenern selbst gemacht! Hier Friedberts Bericht:

Moderationsverfahren zum Finden einer gemeinsamen Verkehrslösung für die Gemeinde Neuenhagen bei Berlin

(Zweiter Workshop)

Am 06.07.2010 fand der zweite Workshop zu diesem Moderationsverfahren im Parkettsaal des Rathauses statt.
Dieser Workshop war ähnlich gut besucht wie der erste. Die Anwesenheit des Bürgermeisters und weiterer Verantwortlicher und Mitarbeiter aus der Verwaltung zeugen von Problembewusstsein im Rathaus. Gemeindevertreter waren diesmal nicht in der Zahl präsent wie beim ersten Termin.

Nicht neu und doch überraschend deutlich: Mehr als 90% Zielverkehr!

Das Moderationsteam brillierte wie beim ersten Termin durch geschickte Leitung der Veranstaltung. Es gab aber einen gravierenden Unterschied, während bei der ersten Zusammenkunft Fakten und Analysen zu kurz kamen, konnten diesmal handfeste Ergebnisse von Erhebungen präsentiert werden:
Zwischenzeitlich war eine geschickt angelegte Verkehrszählung durchgeführt worden, die wesentliche Daten für die Ursachenanalyse der Neuenhagener Verkehrsprobleme liefert.
Es konnte bestätigt werden, was auch schon frühere Untersuchungen andeuteten:

Wir Neuenhagener machen unsere Verkehrsprobleme selbst!

Schwerpunkt der Zählung war die Ermittlung des Anteils des Durchgangsverkehrs. Und hier zeigte sich, dass beispielsweise am Ortseingang Schöneicher Straße weniger als 10% der einfahrenden Fahrzeuge den Ort für eine Durchfahrt nutzt. Mit anderen Worten, mehr als 90% der hier einfahrenden Fahrzeuge haben ihr Ziel in Neuenhagen. An den anderen Ortseinfahrten ergaben sich ähnliche Ergebnisse.
Die Kennzeichen-spezifischen Erhebungen ließen solche detaillierten Schlussfolgerungen zu.
Damit wurde die schon lange vorhandene Erkenntnis untermauert, dass eine Umgehungsstraße nicht sinnvoll ist, zumal die Erhebungen an sämtlichen Messstellen auch nur einen geringen Anteil LKW ergaben,

Fichte-/Jahnstraße: Bauliche oder verkehrsorganisatorische Maßnahmen?

Die Ergebnisse der Zählungen besagen nicht, dass nichts getan werden kann und sollte.
Das Moderatorenteam öffnete seine Trickkiste zu möglichen Maßnahmen der Verkehrsberuhigung.Wunder kann man hier natürlich nicht erwarten und klar ist, dass es ohne „Nebenwirkungen" nicht geht. Eine Verkehrsberuhigung ist eben auch mit Verkehrseinschränkungen oder sogar ‑behinderungen verbunden.
Die Vertreter der Anwohner aus dem Gebiet Fichte-/Jahnstraße sprachen sich mehrfach für die „schärfste" Form der Verkehrsberuhigung, für die Ausweisung als „Verkehrsberuhigter Bereich" (Zeichen 325, Schrittgeschwindigkeit) aus. Diese Regelung soll für einen östlichen Bereich des Gebietes Fichte-/Jahnstraße getroffen werden.

 

Ärgerlich: Schöneicher-/Haupt-/Carl-Schmäcke-Straße Tempo 30 gesetzlich nicht möglich

Um es vorwegzunehmen: Die Betroffenen dieses Straßenzuges fühlten zu Recht, ihre Probleme nicht ausreichend behandelt. Das lag an der nur beschränkt zur Verfügung stehenden Zeit, das Problemfeld soll beim dritten Workshop noch mal ausführlicher zur Sprache kommen.

Der anwesende Vertreter der Straßenverkehrsbehörde betonte die gesetzlich gerechtfertigte Unmöglichkeit, für Teile dieses Straßenzuges Tempo 30 festzulegen. Als Kreis- bzw. Landesstraße definiert, soll deren Durchlässigkeit für den überörtlichen Durchgangsverkehr nicht eingeschränkt werden. Das ist eine rein formale Sicht, denn die aktuellen Erhebungen haben die geringe Bedeutung des Durchgangsverkehrs nachgewiesen.
Zum Bahnübergang: Die Fachleute wollen die Machbarkeit eines Tunnels für Fahrzeuge nicht ausschließen. Dazu muss uns aber klar sein: Wenn wir über Verkehrsberuhigung nachdenken, dann ist ein Tunnel eher kontraproduktiv!
Sehr fragwürdig der Vorschlag des ehemaligen Baudezernenten, den Straßenzug Südring-Ostring-Nordring/Fredersdorfer/Hildesheimer als Entlastung für die Schöneicher Straße auszubauen oder gar die Vogelsdorfer Straße zur B1 hin auszubauen. Dazu gab es nur Kopfschütteln und betretenes Schweigen. Immerhin  waren die dann Betroffenen auf diesem Termin nicht anwesend.

 

Wertung

Angenehm beim zweiten Termin, die Faktenbezogenheit von Präsentation und Diskussion mit Konsens in Fragen der Verkehrsberuhigung.
Unbefriedigend, die definitive Ausblendung der Ursachenforschung und der Ableitung von Schlussfolgerungen für die Ortsentwicklung.
Peinlich, das Wiederaufwärmen sachlich fragwürdiger Umgehungsstraßenträume durch den ehemaligen Baudezernenten, Hier versucht eine kleine Lobby, den eklatanten Planungsfehler des falsch platzierten, überdimensionierten Gewerbe- und Industriegebietes notdürftig und untauglich zu kompensieren.

 

Meine Meinung zu Ursachen und Alternativen

Dogma: „Neuenhagen muss wachsen"!

Eine sinnvolle Siedlungsverdichtung ist sicher unumgänglich, schon wegen der Auswirkungen auf die Erschließungskosten. Mussten aber neue Siedlungsgebiete in diesem Umfang ausgewiesen bzw. umgesetzt werden? An warnenden Stimmen mit Hinweisen auf die zu erwartende Verkehrsbelastung hat es nicht gefehlt!

Primat Kraftfahrzeug

Der Radverkehr wird immer noch nicht ausreichend in der Verkehrsplanung und in der Anlage von Abstellanlagen berücksichtigt.

Wir wollen Stadt/Mittelzentrum werden/sein!

Sind diese Ziele wirklich erstrebenswert? Resultiert daraus nicht auch eine höhere Verkehrsbelastung? Wollen wir das wirklich?

 

Friedbert Loeper
03342 201954
07.07.2010

Kategorie

Verkehr

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