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17.06.11 –
... das ist jedenfalls die Mehrheitsmeinung der Fraktionen der Linken, der SPD, der CDU, und der FDP/BGN in der Gemeindevertretung. Der Tenor auf der letzten Gemeindevertretersitzung war: „Klimaschutz können wir auch ohne Konzept“.
Eine grobe Fehleinschätzung, denn guter Wille ersetzt keine Ist – Analyse, keine Wirtschaftlichkeitsberechnung, keine Klimaschutzbilanz, keine Anpassungsstrategie.
Ohne Zweifel hat Neuenhagen bereits einige Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien entwickelt. Da sind z.B. die Passivhausturnhalle an der Goetheschule, die Solaranlage auf der Kita Berliner Straße und auch die Unterstützung des Solarvereins Neuenhagen zu nennen.
Jedoch: dass gut gemeint nicht zwangsläufig gut gemacht ist, dafür gibt es auch in Neuenhagen Beispiele: Eine Luft - Wärmepumpe ist, wenn überhaupt, nur bei Flächenheizungen sinnvoll. Wird sie im Altbau mit einer konventionellen Anlagentechnik, wie im Haus der Begegnung und des Lernens, eingesetzt, ist sie weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Zur Gebäudesanierung gehört auch ein funktionierendes Lüftungskonzept. Wenn dies – im Übrigen gegen die gesetzlichen Vorschriften – nicht vorhanden ist („Fensterlüftung“), wie in der Schwanenteichgrundschule, sind hohe Energiekosten und eine völlig unzureichende Luftqualität, die aufgrund des zu niedrigen Sauerstoffgehalts schläfrig macht, die Folge. Ein weiteres Beispiel ist das bundesweit anerkannte 50/50 – Projekt an den Grundschulen, das durch einen Neuenhagener Bürger vor vier Jahren angestoßen worden ist. Leider ist diese begrüßenswerte Initiative durch die Gemeinde nicht fortgesetzt -um nicht zu sagen: verhindert- worden.
Der Klimawandel ist auch bei uns bereits wahrnehmbar, die Wetterextreme nehmen zu: Trockenheit und zu viel Wasser von oben wechseln sich ab. In seiner Neujahrsansprache wünschte der Landrat den Landwirten – wohlmeinend – weniger Wasser, ich weiß nicht, ob ihm klar war, was das wirklich bedeuten würde.
Die Kosten für Hochwasser- und Dürre-"Bekämpfung“ sind bereits jetzt zumindest sehr hoch. Energiekosten sind existentiell für Kommunen, Unternehmen und jedeN EinzelneN.
Im Leitbild der Gemeinde Neuenhagen wurde formuliert:
Neuenhagen wird seinen Beitrag zu den nationalen Klimaschutzzielen leisten. Oberste Priorität hat für Neuenhagen dabei die Einsparung von Energie. Es wird angestrebt, den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch der Gemeinde bis 2030 auf mindestens 50 % zu erhöhen.
Das ist wirklich ein anspruchsvolles Ziel, erreichbar, aber nur durch ein planvolles Vorgehen. Erreicht werden kann es nur, wenn die Energieeffizienz entscheidend gesteigert wird. Dass dafür die Konsultation externer Fachleute nötig ist, machen wenige Beispiele klar:
Welche Einsparpotentiale bestehen bei der Straßenbeleuchtung, durch welche Maßnahmen? Selbst eine so eng begrenzte Fragestellung, die nur einen Mosaikstein darstellt, aber große finanzielle Auswirkungen für die Gemeinde und ihre EinwohnerInnen hat, ist nicht durch Laien zu beantworten.
Ist es sinnvoller, die Goetheschule besser zu dämmen, oder in der Rathausstraße LED-Straßenbeleuchtung einzusetzen, oder im Haus der Senioren eine neue Heizungsanlage, vielleicht mit einem anderen Energieträger einzubauen?
Die Meinung, dass das Energiekonzept der regionalen Planungsgemeinschaft für Neuenhagen ausreichend sein wird, ist ein offensichtlicher Irrtum.
Das – begrüßenswerte – Konzept wird nur allgemeine Potenziale aufzeigen können, aber nicht die Stärken und Schwächen der einzelnen Kommunen mit konkreten Handlungsvorschlägen hervorbringen (besser das Dach der Schule X dämmen als die Heizungsanlage im Gebäude Y zu erneuern oder den ÖPNV ausbauen).
Und wollen wir Neuenhagener uns denn die Gestaltung unserer Zukunft aus der Hand nehmen lassen und abwarten, was uns von oben vorgeschlagen wird?
Nein, ich denke, wir sollten unsere konkreten Zielsetzungen im Klimaschutz selbst bestimmen, das ist eine Kernaufgabe der Gemeindevertreter und aller an der Gestaltung der Kommunalpolitik Beteiligten (einschließlich Agenda 21). Die Energiewende findet jetzt statt und nicht erst in ein paar Jahren!
Es bleibt ein Rätsel, warum der Bürgermeister und die oben genannten Fraktionen anders als die umliegenden, finanziell eher eingeengteren Gemeinden Hoppegarten (dort kam der Antrag zum Klimaschutz von der SPD!), Fredersdorf und Strausberg meinen, auf ein konzeptionelles Vorgehen beim Klimaschutz verzichten zu können.
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